Webinar: Schule in Zeiten von Corona – Thekla Walker und Sandra Boser lassen Betroffene zu Wort kommen
„In den letzten Wochen wurde versucht über digitale Medien Unterricht zu gestalten. In der Zeit nach den Pfingstferien haben wir nun Wochen vor uns, in denen ein weiterer Öffnungsprozess der Schulen eingeläutet werden soll. Es stellt sich in diesem Zusammenhang immer wieder die Frage: Wie kann Bildung und Betreuung in Corona-Zeiten gelingen?“, führte die Grüne Landtagsabgeordnete Thekla Walker am Montagabend zu Beginn in die Thematik des Webinars ein.
Mit Sandra Boser, war die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion GRÜNE im Landtag von Baden-Württemberg zu Gast. Sie stellte zu Beginn klar: „Bildung in Zeiten von Corona ist eine ganz besondere Situation. Wir merken, welche Aufgabe Schule übernimmt. Das ist eben nicht nur Lernstoffvermittlung, sondern gerade auch ein Lebensraum für Kinder und Jugendliche, der soziales Leben ermöglicht und gestaltet.“ Nach sieben Wochen Schulschließung gehe es jetzt wieder vereinzelt zurück in die Schulen. „Dennoch muss klar gesagt werden, dass auch bei der stufenweisen Öffnung die Schülerinnen und Schüler nur wenige Tage Präsenzunterricht vor Ort haben werden. Es muss daher weiter darum gehen, den digitalen Unterricht weiter zu verbessern. Dafür brauchen die Schulen endlich Unterstützung von Kultusministerium und Schulverwaltung um Unterricht digital zu gestalten. Für viele SchülerInnen stellt der Zugang zu digitalen Endgeräten ein großes Problem dar, wir merken, dass die soziale Schere dadurch weiter auseinandergeht. Es ist daher ein wichtiger Schritt, dass wir gemeinsam mit dem Bund finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um die technische Ausstattung von Schülerinnen und Schülern zu verbessern. Wir müssen die Situation von Kindern und Jugendlichen insgesamt weiter im Blick behalten und ihnen den Zugang zu Bildung auch auf Distanz gewährleisten.“, so Boser weiter.
Außerdem saßen auf dem virtuellen Podium: Dieter Renken, Gesamtelternbeiratsvorsitzender der Böblinger Schulen, Sabine Mundle, Rektorin der Sommerhofen Grundschule, Barbara Knöbl, Rektorin der Gemeinschaftsschule im Eichholz in Sindelfingen sowie die Schülersprecher des Sindelfinger Pfarrwiesengymnasiums Leonie Thaler und Marcell Völgyi.
Die mehr als 40 Zuhörerinnen und Zuhörer bekamen so aus erster Hand Eindrücke aus der Praxis der letzten Wochen geschildert. So berichtete Barbara Knöbl über praktische Probleme, die durch eine „Individualisierung der Verwaltungsvorschriften hätten vermieden werden können. Wir hätten die Möglichkeit gehabt Schülerinnen und Schüler, die kein digitales Endgerät haben vor Ort zu betreuen, natürlich unter Einhaltung der Hygienestandards.“ Dieter Renken berichtete aus der Elternperspektive über die enormen Herausforderungen für Familien: „Wenn ich Alleinerziehend bin und mein Kind neben der Arbeit betreuen soll, dann kann das nicht funktionieren. Oder wenn Eltern in Berufen arbeiten, die kein Home Office zulassen, wird es für die Betreuung der Kinder sehr kritisch. Hinzu kommt auch ein finanzielles Problem, wenn Seitenweise Unterrichtsmaterial ausgedruckt werden muss, dann führt das bei manchen Familien zu Problemen.“
Leonie Thaler sagte aus Schülersicht zum digitalen Lernen: „Das digitale Lernen unterscheidet sich ganz klar vom Präsenzunterricht und ist nicht vergleichbar. Wenn Online-Unterricht, dann kann über Video-Konferenzsysteme eine Chance bestehen nahe an den Lernalltag heranzukommen.“
Zum Schluss wurde der Blick auch in die Zukunft gerichtet. Gerade die Schülerinnen und Schüler verwiesen mit Nachdruck darauf, dass jetzt der Fokus dringend auf das nächste Schuljahr gelegt werden müsse. „Hier braucht es jetzt schon eine klare Perspektive für das nächste Schuljahr.“, sagte Marcell Völgyi.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer hatten auch die Möglichkeit zahlreiche Nachfragen zu stellen. Nach insgesamt etwas mehr als 90 Minuten bedankte sich Thekla Walker für die lebendige Debatte und die vielen Nachfragen und kündigte das nächste Webinar für Dienstag den 23. Juni zum Thema Landwirtschaft und Artenschutz an.
Hier kann das Webinar noch einmal abgerufen werden: