Mit Kultusministerin Theresa Schopper unterwegs im Wahlkreis
Gemeinsam mit Kultusministerin Theresa Schopper war ich bei mir im Wahlkreis zum Thema Bildung unterwegs.
Zunächst haben wir die Kindertagesstätte „Breslauer Straße“ in Böblingen besucht. Mit dabei waren auch Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz und der Erste Bürgermeister Tobias Heizmann. Nachdem vor einem Jahr die ersten beiden Gruppen in die neu gebaute Kita umgezogen waren, werden hier mittlerweile 75 Kinder über drei Jahren betreut und gefördert.
Zu Beginn des Besuchs stand ein Rundgang durch die schönen Räumlichkeiten, die erst kürzlich mit dem renommierten Hugo-Häring-Architekturpreis ausgezeichnet worden waren.
Im anschließenden Austausch mit Einrichtungsleiterin Sandra Streisel und Marliese Mayer, Leiterin Kindertagesbetreuung beim Amt für Soziales, stand die Frage der Fachkräftegewinnung im Mittelpunkt. Stefan Belz berichtete, dass der Fachkräftemangel auch in Böblingen ein großes Problem darstellt und der „größte Flaschenhals“ sei. Die Folge sind Wartelisten mit differenzierten Aufnahmekriterien, wobei diese so gestaltet sind, dass sie möglichst vielen Kindern mit unterschiedlichen Hintergründen gerecht werden.
Der Personalmangel an Kitas hat nicht nur Folgen für die Bildung und das Aufwachsen der Kinder, sondern auch für die Berufssituation der Eltern und kann möglicherweise den Fachkräftemangel in anderen Berufsgruppen verstärken. Für Theresa Schopper und mich war es daher besonders interessant zu erfahren, welche neuen Wege die Stadt geht und welche Erfahrungen sie macht: Zwei italienische Fachkräfte arbeiten seit September im Rahmen einer Anwerbepartnerschaft in der Kita. Neun weitere befinden sich in der Anerkennungszeit.
Kitaleiterin Streisel ist von dem Böblinger Konzept überzeugt. Die italienischen Fachkräfte seien eine riesige Bereicherung. Natürlich bestehen auch Herausforderungen, denn mit dem Projekt seien Biographien und Emotionen verbunden, wie Marliese Mayer betonte. Bis zur Anerkennung der Fachkräfte ist es ein längerer Weg. Alle Personen haben in Italien ein pädagogisches Studium absolviert. In Deutschland erwerben sie eine Zusatzqualifikation und lernen Deutsch. In Böblingen erhalten sie viel Unterstützung.
Die Anwerbepartnerschaft mit Italien ist Teil der 2018 gestarteten Kita-Offensive der Stadt Böblingen.
Für mich ist klar, dass wir Einwanderung fördern, bürokratische Hürden abbauen und pragmatische Lösungen ermöglichen müssen. Zwar konnte die Anzahl der Erzieherinnen und Erzieher durch den Ausbau von Ausbildungswegen und -kapazitäten seit 2011 verdoppelt werden, doch der Mangel ist trotzdem groß. Seit 2013 besteht ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Theresa Schopper erläuterte die aktuellen Unterstützungsmaßnahmen des Landes. Ein neues Instrument ist der „Direkteinstieg Kita“, eine auf zwei Jahre verkürzte Ausbildung für Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Der Direkteinstieg Kita sei ein weiterer wichtiger Baustein, um mehr Personal an unsere Kindertageseinrichtungen zu bekommen und neue Potentiale für die Kinderbetreuung zu heben. Etwa 650 Schülerinnen und Schüler seien bereits im neuen Bildungsgang Direkteinstieg Kita. Das sei sehr erfreulich. Unseren Kleinsten dabei zu helfen, das Fundament für ihren weiteren Weg zu bauen, die Tür zur Bildung für sie aufzustoßen, sei herausfordernd. Es sei zudem besonders sinnstiftend und bringe Spaß sowie Freude. Ab dem kommenden Kindergartenjahr möchte Böblingen mit dem neuen Ausbildungsweg starten. Die vom Land neu gegründete Entlastungsallianz strebt Bürokratieabbau auch im Bereich der frühkindlichen Bildung an. Eine weitere Reaktion auf den Fachkräftemangel ist der „Erprobungsparagraf“, mit dem das Land den Schulträgern mehr Flexibilität bei der Erstellung von Konzepten und Ideen sowie beim Personal ermöglicht. Diese individuellen Konzepte werden vor Ort abgestimmt und müssen vom Kommunalverband für Jugend und Soziales genehmigt werden.
Anschließend folgte ein Austausch mit Schulleiterinnen von Grundschulen aus den Wahlkreisgemeinden. Kitas und Grundschulen müssen im Fokus der Politik stehen. Wichtig war uns von den Schulleiterinnen zu erfahren, welche Programme und Konzepte gut laufen und wo der Schuh drückt. Es ist immer besonders wertvoll von den vor Ort Verantwortlichen Feedback zu bekommen, damit wir im Land die richtigen Weichen stellen können.
Ein wichtiges Thema war die Sprachförderung, zumal man Defizite im Wortschatz bei vielen Kindern beobachten kann. Sprachförderung, so waren alle überzeugt, findet grundsätzlich in jeder Unterrichtsstunde, in AGs und bei sonstigen Aktivitäten statt. Die gesondert vorgesehenen Förderstunden sind wertvoll, wobei wir auch differenzierte Rückmeldung zu einzelnen Programmen bekamen. Besonderes Lob erhielt das Landesprogramm „Lernen mit Rückenwind“, bei dem Kinder mit Lernrückständen nach Corona unterstützt werden. Eingesetzt werden hier vor allem angehende Lehrer*innen, für die das eine tolle Vorbereitung auf das Referendariat und den Beruf darstelle.
Außerdem bewegte die Schulleiterinnen das Thema Ganztagsbetreuung, die die Schulen teilweise schon anbieten. Ab dem Schuljahr 2026/27 wird es einen Rechtsanspruch geben. Hier berichteten die Lehrerinnen, dass sie im guten Austausch mit den Schulträgern stünden und der Bedarf vor Ort grundsätzlich sehr unterschiedlich seien. Individuelle Lösungen vor Ort sind sehr wichtig. Der Ganztag stellt für viele Kinder eine große Chance dar, ist für Schulträger und Schulen aber natürlich auch eine Herausforderung in Bezug auf Personal, Räumlichkeiten und die Kooperation mit Vereinen. Wenn es gelingt, viele außerschulische Partner zu gewinnen, ist dies aber auf jeden Fall eine Win-Win-Situation. Für Kinder ist es bereichernd, ihr Umfeld besser kennen zu lernen, Vereine gewinnen unter Umständen neue Mitglieder. Das Land unterstützt die Schulträger finanziell und will vereinfachte Kooperationsverträge ermöglichen. Ein Runder Tisch mit allen Beteiligten ist eingerichtet.
Der Personalmangel ist natürlich auch an Grundschulen ein großes Problem, wobei die die in den letzten Jahren erhöhte Anzahl an Studienplätzen nun erstmals spürbar wird. Die Anzahl der pädagogischen Assistent*innen konnte ebenfalls erhöht werden, der Einstieg in das Modell der multiprofessionellen Teams und sozialindexbasierten Ressourcenzuweisung ist geschafft.