Image Alt

Thekla Walker MdL

Kultur in der Krise – Was tut die Landesregierung für die Kultur in Böblingen und Sindelfingen?

Am Dienstag, den 8. Dezember, fand auf Einladung von Thekla Walker, grüne Landtagsabgeordnete für Böblingen, Sindelfingen und die Schönbuchgemeinden, sowie stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Fraktion GRÜNE im Landtag, ein Webinar mit dem Thema „Kultur in der Krise – Was tut die Landesregierung für die Kultur in Böblingen und Sindelfingen?“ statt. Mit dabei war Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, sowie zahlreiche Zuschauer*innen aus dem Kultur- und Pressebereich.

Nach der Begrüßung und einer kurzen Vorstellungsrunde berichtete Thekla Walker, wieso Kultur für sie persönlich so wichtig ist: „Für mich ist Kultur etwas was mich in meinem Leben jeden Tag begleitet. Ich habe in meiner Studienzeit fast sieben Jahre im Haus der Geschichte Baden-Württemberg gearbeitet und war dort für das Gestalten und Betreuen der Ausstellungen zuständig. Deswegen liegt mir dieses Thema sehr am Herzen.“

Thekla Walker betonte anschließend, wie wichtig die regionalen und auch teils ehrenamtlichen Angebote im Kulturbereich seien und nannte einige Einrichtungen aus ihrem Wahlkreis: „Wir haben eine hohe Dichte an ehrenamtlichen Aktivitäten im Kulturbereich. Es gibt viel Kultur vor Ort in Form von Heimatmuseen in Magstadt, in Holzgerlingen, in Schönaich. Es gibt Jugendhäuser, Musikschulen, Jugend- und Theaterensembles. Wir haben das Museum der Alltagskultur, das Bauernkriegsmuseum, die Galerie Fritz Steisslinger und vieles mehr. Es ist wichtig, dass man vor Ort auch kleinere Kunstangebote hat.“

Schnelles Handeln sei in Bezug auf die Unterstützung der Branche in der derzeitigen Situation essentiell, so Thekla Walker: „Kurzfristig muss viel getan werden, damit keine Strukturen abbrechen. Es ist ganz wichtig, dass wir als Landesregierung weiterhin die nötige Unterstützung geben, dass die Menschen nicht einfach aufgeben oder aufgeben müssen. Das ist ja etwas was ganz akut im Raum steht: Mache ich weiter, oder mache ich nicht weiter? Das Ganze soweit wie möglich zu tragen ist sehr wichtig, aber dann muss auch ein Zukunftskonzept für die gesamte Fläche des Landes her, für die großen aber eben auch für die kleineren Kunstanbieter.“

In vielen Kulturbereichen habe die Landesregierung in der aktuellen Legislaturperiode finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, sagte Petra Olschowski und nannte ein ganz konkretes Beispiel: „Wir haben jetzt im ländlichen Raum Regionalmanager*innen eingesetzt, die in sechs Landkreisen in Baden-Württemberg schauen: Was sind kulturelle Initiativen? Wie können wir die Menschen unterstützen, die da ehrenamtlich aktiv sind? Denn wir glauben, dass das einfach ein sehr wichtiger Aspekt ist.“ Dies sei deswegen auch deswegen so wichtig, weil die Kulturbranche von den Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie besonders stark betroffen sei. Zur vorrübergehenden Schließung der Kultureinrichtungen habe es leider keine Alternative gegeben, um gut durch den kommenden Winter zu kommen.

Ein großes Lob sprach Petra Olschowski den verantwortlichen Kulturschaffenden aus: „Die Hygienekonzepte der Einrichtungen waren sehr, sehr gut. Fast alle Einrichtungen haben sich unglaublich viel Mühe gegeben und es war auch sinnvoll, es war richtig und es war auch nicht umsonst. Wir werden diese Hygienekonzepte auch im nächsten Jahr wieder brauchen. Ohne sie hätten wir von Mai bis Oktober auch keine Kulturangebote im kleinen Rahmen gehabt. Ich bin unglaublich dankbar, für das Engagement der Einrichtungen!“

Im nächsten Themenblock ging es um die finanziellen Hilfen durch die Landesregierung. Thekla Walker erläuterte den genauen Ablauf: „Das war natürlich eine ganz herausfordernde Zeit im März und April. Klar war, dass wir als Land sehr schnell die Hilfen zur Verfügung stellen wollten und dies mit der „Soforthilfe 1“ auch gemacht haben. Der Bund hat von Anfang an viel auf den Weg gebracht, aber es gab auch Lücken. Und wir haben geschaut, dass wir diejenigen Unternehmen, Kulturschaffenden oder Solo-Selbständigen, die keine Soforthilfen erhalten haben, miteinbeziehen und ihre Lebenshaltungskosten übernehmen. Erst jetzt am Ende des Jahres macht der Bund dies ebenfalls, weil die Situation im Kunst- und Kulturbereich so dramatisch geworden ist. Dann kam vor dem Sommer das „Corona Soforthilfeprogramm 2“, extra für Kultur, für das insgesamt 40 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden, 32,5 Millionen Euro für einen Nothilfefond. Wir haben insgesamt 50 Millionen Euro für den Bereich Vereine ausgeschüttet.“

Petra Olschowski zog ein positives Fazit was die Unterstützung der Kulturbranche durch die Landesregierung angeht: „Wir haben die richtigen Formate in Ergänzung der Bundeshilfen gefunden und jetzt müssen wir gucken, dass wir die lange Strecke die jetzt noch mit finanziellen Schwierigkeiten vor uns liegt auch noch gut hinkriegen.“

Nach einer angeregten Fragerunde, in denen mehrere Teilnehmer*rinnen zu Wort kamen und gezielt Fragen zu den sie betreffenden Themengebieten stellten, griff Thekla Walker zum Abschluss der Veranstaltung die Befürchtungen und Ängste der Kulturschaffenden auf und machte ihnen Mut: „Es ist eine Sorge von vielen Kulturschaffenden, dass man hinten runterfällt. Man fragt sich: Sind wir eigentlich wichtig genug? Wir wissen aber eben aus Studien in den Vereinigten Staaten: Da wo die Kultur geht, da wo es keine Theater, Museen, keine Bibliotheken und diese ganzen Dinge nicht mehr gibt, da fühlen sich die Leute auch abgehängt. Kultur ist auch etwas was den gesellschaftlichen Zusammenhalt befördert. Das ist sozusagen der Kitt zwischen allem und der Mensch braucht Kultur um sein Zusammenleben zu gestalten.“

Mit diesen Worten endete nach anderthalb Stunden die von Tobias B. Bacherle, dem grüner Fraktionsvorsitzenden im Sindelfinger Gemeinderat, moderierte Veranstaltung.