Digitalisierung der Medien – Chancen und Risiken für die Demokratie
Walker diskutiert zu Digitalisierung der Medien
Am Dienstagabend begrüßte die Grüne Landtagsabgeordnete Thekla Walker Landtagspräsidentin Muhterem Aras, den Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider sowie den Verlagsleiter der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Hans-Jörg Zürn. Das Webinar mit dem Titel „Digitalisierung der Medien – Chancen und Risiken für die Demokratie“ war der Nachholtermin für die Anfang März aufgrund von Corona abgesagten, gleichnamigen Podiumsdiskussion in Sindelfingen.
Zur Einführung sprach Walker „vom rasanten Voranschreiten der Digitalisierung, auch und gerade im Bereich der Medienbranche.“ Diese Veränderung werfe aber auch Fragen auf: „Wo informiere ich mich? Sind die Informationen zuverlässig?“
Landtagspräsidentin Aras berichtete, dass für sie immer noch die Tageszeitung ihre morgendliche Informationsquelle darstelle und das schon seit mehr als 30 Jahren. Aras machte im weiteren Verlauf klar: „Demokratie lebt davon, dass Menschen sich in unabhängigen Medien informieren können. Dafür brauchen wir fundierten Journalismus, der hilft, zwischen Fakten und Fake News zu unterscheiden, der auch Missstände aufdeckt und den Finger in die Wunde legt. Das schafft Vertrauen und ist für die demokratische Öffentlichkeit unverzichtbar.“ Aus diesem Grund, forderte Aras, brauche es eine gesellschaftliche Debatte über die Bedeutung von Qualitätsjournalismus für die Demokratie und eine Stärkung der Medienbildung gerade bei jungen Menschen, damit auch sie den Wert geprüfter, hinterfragter Informationen und gut aufbereiteter Hintergründe und Analysen erkennen!
Genau diese Bedeutung hob auch der Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Prof. Brettschneider heraus: „Woran es in sozialen Netzwerken nicht mangelt, ist Meinung. Bei den seriösen Tageszeitungen geht es hingegen um Fakten.“ Man komme in der heutigen Zeit so schnell wie noch nie an Informationen, gerade im Internet, allerdings brauche man hier heute einen „Lotsen, der hilft durch diese Vielzahl an Angeboten zu navigieren. Das waren früher die klassischen Redaktionen, die eine Vorselektion und Qualitätssicherung übernommen haben, sodass man sich auf die Berichte verlassen konnte.“ Wenn man heute aber im Internet nach Informationen suche, wisse man nicht immer, ob diese auch der Wahrheit entsprechen würden. „Ich muss quasi mein eigener Journalist werden und am besten mehrere Quellenbelege finden. Diese Aufgabe würde ich aber ganz gerne den Journalistinnen und Journalisten überlassen.“, ergänzte Brettschneider.
Hans-Jörg Zürn verwies darauf, dass die Trennung von Meinung und Nachricht ein journalistischer Grundsatz sei, der auch einen klaren Gegensatz zu vielen Beiträgen im Netz darstelle: „Wenn ein Verlag etwas veröffentlicht, dann kann ich in der Regel davon ausgehen, dass hier die journalistischen Grundsätze eingehalten werden.“ Er betonte außerdem die herausgehobene Bedeutung des unabhängigen Lokaljournalismus für die Debatten vor Ort: „Wir berichten über die Dinge, die Relevanz für die Menschen haben. Es geht also um das, was die Menschen direkt in ihrem Alltag betrifft.“ Aus diesem Grund sei es für Lokalzeitungen besonders wichtig, die Fakten richtig darzustellen.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer hatten auch die Möglichkeit zahlreiche Nachfragen zu stellen. Nach insgesamt etwas mehr als 90 Minuten bedankte sich Thekla Walker für die lebendige Debatte und die vielen Nachfragen. Die Aufzeichnungen der vergangenen Webinare finden Sie unter: