Die Menschen im Blick – Thekla Walker im Gespräch: Integration im Kreis Böblingen
Die Grüne Perspektive auf Migration und Integration und die Frage „Wie kann Integration bei uns gelingen?“ stand am Freitag bei Thekla Walker, Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Böblingen, Sindelfingen und Schönbuchgemeinden, auf dem Programm. Beteiligt an ihrer Gesprächsrunde waren neben zahlreichen Gästen und Interessierten aus dem Wahlkreis auch der Integrations- und Sozialpolitiker Daniel Lede Abal, MdL, aus Tübingen.
„Integration muss funktionieren – wer hier ankommt, muss einen Platz finden und die Möglichkeit haben, Teil unserer Gesellschaft zu werden“, fasste Thekla Walker zu Beginn der Veranstaltung die Position der Grünen in Baden-Württemberg in wenigen Worten zusammen. Was einfach klingt, ist harte Arbeit. Und eine Frage der Menschlichkeit. Sicher ist: Es funktioniert nur, wenn viele verschiedene Rädchen reibungslos ineinandergreifen und sich vor allem unzählige Ehrenamtliche um die Neuankömmlinge kümmern.
Daniel Lede Abal MdL, Sprecher für Migration und Integration in der Fraktion GRÜNE im Landtag, gab einen Einblick in die diesbezügliche Arbeit des Landes Baden-Württemberg: „Wir haben in der aktuellen Legislaturperiode als beispielslose Initiative über 1.200 kommunale Integrationsmanager*innen eingeführt. Sie unterstützen Geflohene bei ihrer Ankunft und auf ihrem Weg in unsere Gesellschaft. Da Sprache für Integration essenziell ist, ergänzt das Land die Integrationskurse des Bundes. Wir setzen schon früh an und investieren zusätzlich in die Sprachförderung in Kitas und Kindergärten.“
Isaac González von der Initiative „Wir sind da“, nahm die größten Bedürfnisse und Wünsche der geflüchteten Menschen in den Blick: Ein Ausbildungsplatz oder ein Job, eine eigene Wohnung abseits von Gemeinschaftsunterkünften und eine Bezugsperson, die ein offenes Ohr hat und bisweilen erklärt, wie dieses fremde Land und seine Menschen ticken. Seine Initiative unterstützt Geflohene dabei, hier Schritt für Schritt voranzukommen.
Die Arbeitgeberperspektive brachte Jutta Weinle-Günter, Inhaberin des EDEKA-Markts Gärtringen, in die Runde ein. Sie erzählte von ihren Erfahrungen mit beschäftigten Geflüchteten, von Schwierigkeiten mit der Selbstorganisation, Sprachhürden oder komplizierten Verbindungen in die Heimat, die hier das Leben erschweren. Trotz zahlreicher Hilfs- und Unterstützungsangebote machten nicht zuletzt traumatisierende Flucht-Erfahrungen einer einfachen Integration bisweilen einen Strich durch die Rechnung, weiß Die Kauffrau.
Der Vertreter des Arbeitskreises „Weiler Flüchtlingshilfe“ Konrad Heydenreich verwies auf die Dringlichkeit, Kinder aus Flüchtlingsfamilien besser in unser Bildungssystem aufzunehmen. Hier gäbe es z. B. mit der Gemeinschaftsschule gute Ansätze, die weiter ausgebaut werden müssen. Die Muttersprache müsse im Schulgeschehen eine wichtigere Rolle spielen, sagte Heydenreich. Er lobte insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt sowie dem Staatlichen Schulamt, die für die spezifischen Probleme dieser Kinder ein offenes Ohr haben.
In einer abschließenden Runde hielten die Beteiligten fest, dass sich ihre Arbeit zurzeit längst nicht auf die Betreuung von Neuankommenden beschränkt. Gerade in Corona-Zeiten benötigten auch andere Familien mit migrantischem Hintergrund dringend Unterstützung, z. B. bei ihren Kindern und der Schule auf Distanz. Insgesamt sei der Landkreis Böblingen hier gut aufgestellt, so die einhellige Meinung.
Für Thekla Walker steht fest: „Integration ist eine herausfordernde Aufgabe – und zugleich eine große Chance für die Region Böblingen und unser Land. Wir stehen für einen weltoffenen und vor allem humanitären Ansatz bei der Lösung der globalen Krise. Dafür nehmen wir die Menschen in den Blick und fühlen uns der Menschlichkeit verpflichtet. Dieser Überzeugung müssen wir gerecht werden und setzen uns deshalb weiterhin nach Kräften dafür ein.“
Vom 15. bis 28. März 2021 finden im Landkreis Böblingen unter dem Motto „Solidarität. Grenzenlos.“ die internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Zahlreiche der am Gespräch Beteiligten sind auch hier wieder aktiv.