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Thekla Walker MdL

Anlässlich des bundesweiten Tags des Handwerks am 16. September hatte die Kreishandwerkerschaft Böblingen die Politik zum Austausch eingeladen.

Nach einem Empfang im Deutschen Fleischermuseum, begrüßte uns Kreishandwerksmeister Wolfgang Gastel im Treff am See. Das Handwerk habe ein klares Ziel vor Augen, auf dem Weg dorthin seien viele Gespräche zu führen und Entscheidungen zu treffen – zusammen mit der Politik. Er verglich das mit seiner Urlaubswanderung in diesem Sommer nach Kempten, auf der auch einige Kreuzungen lagen. Ab und an würden auch falsche Entscheidungen getroffen, Korrekturen seien dann notwendig.

Diesen Gedanken nahm ich in meinem Grußwort auf und sprach über die wichtige Zusammenarbeit von Handwerk und Politik in herausfordernden Zeiten – Pandemie, hohe Energiepreise und Zinsen seien hier beispielhaft genannt. Aktuell muss zudem vieles in hohem Tempo auf den Weg gebracht werden. Das Handwerk ist dabei unser verlässlicher und innovativer Partner. Es ist nicht nur essentiell für unsere Daseinsvorsorge und Nahversorgung, sondern natürlich gilt auch: Ohne Handwerk wird es keine Energie- und Wärmewende geben. Das Handwerk installiert PV-Anlagen, dämmt Häuser und setzt die Innenverdichtung der Kommunen um. Insofern ist der Wandel auch als Aufbruch und Chance zu verstehen, Klimaschutz ist ein gigantisches Konjunkturprogramm für das Handwerk. Bei der Wärmewende setze ich mich dafür ein, dass Baden-Württemberg für seine Vorreiter-Rolle bei der Kommunalen Wärmeplanung auch belohnt wird.

Viele Menschen stellen sich aktuell die Frage „Was gilt jetzt?“. Wichtig sind Dialog und Beratung, wie zum Beispiel im Format „Zukunft Altbau“. Für 2024 plant Zukunft Altbau in Kooperation mit den Klimagewerken und den regionalen Energieagenturen mehrere Regionalveranstaltungen.

Darüber hinaus müssen einige Probleme bewältigt werden. Bürokratieabbau und Fachkräftegewinnung stehen oben auf der Agenda. Wir müssen Vorgaben und Regeln auf ihre Effizienz und ihren Sinn überprüfen. Um mehr Schüler*innen für das Handwerk zu begeistern, wollen wir die Berufsorientierung an Schulen stärken. Doch alleine über die Ausbildung wird der Fachkräftemangel nicht zu bewältigen sein. Wir benötigen Fachkräfte aus dem Ausland. Das wird allerdings nur mit einem Kulturwandel und der Etablierung einer echten Willkommenskultur in unserer Gesellschaft gelingen. Zivilisierter Streit um die richtigen Wege ist dabei gut; aber wir müssen zusammenbleiben. Wer anderer Meinung ist, ist nicht gleich mein „Feind“.

Der Hauptgeschäftsführer vom Dachverband Handwerk BW, Peter Haas, stellte das Thema Bildung in den Mittelpunkt seines Vortrags. Er plädierte für eine Stärkung der Basisfähigkeiten in der Grundschule, nahm dabei auch die Eltern in die Verantwortung. Außerdem drängte er auf eine wirklich gleichberechtigte Berufsorientierung an allen weiterführenden Schularten, auch an den Gymnasien. In diesem Zusammenhang forderte er die verpflichtende Einführung eines „Tags des Handwerks“ an den Schulen, um mehr Bewusstsein und Wertschätzung für dieses Berufsfeld bei den jungen Menschen zu erreichen. Diese Wertschätzung muss sich aber letztlich in der ganzen Gesellschaft widerspiegeln, wie immer wieder deutlich wurde. Die Erhöhung der Haushaltsmittel für die Berufsbildungsstätten und die Verdoppelung der Meisterprämie waren weitere Forderungen.

Im Anschluss hielt Thomas Nothacker vom Fachverband der Stuckateure einen Impulsvortrag zur Digitalisierung im Handwerk. Er stellte den neuen und vom Land geförderten Digital Hub „Regionale digitale Kooperation im Handwerk (ReDiKo)“ als Anlaufstelle für Handwerksunternehmen für die Digitalisierung vor. Ruslan Ilyassov von adstark sprach über das Thema Social Media Recruiting.

Zum Abschluss gab es im Fleischermuseum nochmals die Gelegenheit zum Austausch und Netzwerken mit den Bundestags- und Landtagsabgeordneten.

Peter Haas, Hauptgeschäftsführer von Handwerk BW