Waldbegang im Schönbuch
Auf Einladung von Thekla Walker, der direkt gewählten Abgeordneten für den Wahlkreis Böblingen-Sindelfingen-Schönbuchgemeinden fand ein Waldbegang im Schönbuch bei Weil im Schönbuch statt. Geführt vom zuständigen Revierförster Daniel Berner und Alexandra Radlinger, Revierbezirksleiterin im Amt für Forsten im Kreis Böblingen, machte sich eine Gruppe mit mehr als 40 Interessierten auf den Weg. Die Landtagsabgeordnete Walker und viele Mitglieder aus Gemeinderäten und Kreistag des Landkreis Böblingen wollten sich mit eigenen Augen ein Bild vom Zustand des Schönbuchs machen.
„Wie sieht unser Wald aus? Wie ist sein Zustand?“ Die vielen Meldungen über zu viel Trockenheit, Waldschäden und Waldsterben durch Klimawandel, Borkenkäfer u.a. Schädlinge machen den Menschen Sorgen. „In der Landwirtschaft haben wir die Möglichkeit mit Bewässerung auf Trockenheit und somit auf den Klimawandel zu reagieren,“ erklärte die Landtagsabgeordnete Thekla Walker vor den Besuchern. „Doch die Wälder können wir nur retten, indem wir mit Nachdruck eine weitere Erderwärmung verhindern und so versuchen die Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen.“ Revierförster Daniel Berner betonte, dass sich die Lage im Schönbuch von vielen Landesteilen Baden-Württembergs unterscheide. Aufgrund der diesjährigen Witterung, mit normalem Niederschlag, habe man im Schönbuch weniger Schäden als andernorts. Während des zweistündigen Rundgangs präsentierte Förster Berner an 5 Stationen Waldbilder des Schönbuchs.
Die erste Station zeigte die Folgen der Stürme Wiebke im Jahr 1990 und Lothar zur Jahrtausendwende. Hier konnte durch die sogenannte Naturverjüngung von Bergahorn und Esche, also dem natürlichen Wachstum auf frei gewordenen Waldflächen, die Sturmschäden ausgeglichen werden. Die aufkommenden Eschen haben heute allerdings mit einem Problem zu kämpfen. Das Eschentriebsterben setzt den Bäumen schwer zu. Bis zu 97% der Eschen werden von dem „Falschen Weißen Stängelbecherchen“ befallen. Der Pilz sorgt dafür, dass Äste und Baumkronen absterben und auch das Holz im Stamm komplett verfaulen kann. Von außen ist dies nicht oder kaum sichtbar und es besteht die Gefahr, dass die Bäume einfach umfallen. Heute wird davon ausgegangen, dass sich ca. 3% der Eschen gegen den Schadpilz wehren können und überleben werden.
Die zweite Station zeigte eine Naturverjüngung in einem Waldbestand mit älteren Buchen. Aufgrund der Hanglage und dem tonhaltigen Untergrund machte die Trockenheit der letzten Jahre den alten Bäumen zu schaffen. Einige Baumkronen zeigten abgestorbene Äste und deutlich weniger Laub als andere. Daniel Berner betonte, dass die Frage nach den Ursachen für Schäden am Wald nur beantwortet werden könne, wenn man sich die Standortbedingungen vor Ort genau anschaue. Jeder Waldabschnitt sei spezifischen Standortbedingungen ausgesetzt. Daher können die Fragen: Wie geht es unserem Wald? Wird hier auch morgen noch Wald stehen? nicht pauschal für ein ganzes Waldgebiet beantwortet werden. Hier wird auch in Zukunft noch Wald stehen, waren sich alle einig.
Der Fichtenforst an der dritten Station wurde in den 70er Jahren gepflanzt. Die Baumartenwahl fand zu Zeiten eines anderen Kenntnisstands statt. Die Menschen waren geprägt von der Not der Nachkriegszeit und wollten schnell wieder zu Holz kommen. Das Problem der Fichten ist klar erkennbar – der Borkenkäfer macht ihnen schwer zu schaffen. „Hier werden die Auswirkungen einer Baumartenwahl auf falschem Standort deutlich erkennbar,“ betonte die Landtagsabgeordnete Thekla Walker, „die Bäume sind geschwächt und für den Borkenkäfer eine leichte Beute. Ein ganz natürlicher Vorgang, aus dem man heute lernen muss.“ Förster Berner bestätigt: „Heute würde man an einem solchen Standort keine Fichten mehr pflanzen.“ Sobald der Käferbefall entdeckt wird, sei schnelles Handeln angesagt, betont der Fachmann. Die befallenen Bäume müssen umgehend gefällt und entrindet werden, sodass die Käferlarven in der Rinde vertrocknen. Nur in den ersten sechs Wochen kann eine rasche Ausbreitung wirksam verhindert werden.
Auch aus Mangel an Fachkräften im Forstbereich und fehlenden forstwirtschaftlichen Betrieben ist dies nicht in allen Wäldern durchführbar. Mit der Folge, dass die Bäume nicht rechtzeitig abtransportiert werden können und der Borkenkäfer sich weiter ausbreiten kann. „Es ist daher wichtig, dass das Land Baden-Württemberg den Ausbildungspakt mit der Forstverwaltung weiter fortführt, um so genügend Fachkräfte auszubilden zu können,“ betont die Landtagsabgeordnete.
Station 4 zeigte einen Mischwald. Teilweise 150 Jahre alte Bäume wie Lärchen, Tannen, Ahorn und zahlreiche andere Baumarten in einem stufigen Waldbestand sorgen für ein einzigartiges Waldklima. Dieser Teil des Waldes hat bis heute noch kein Problem mit den großen klimatischen Veränderungen. Es ist jedoch noch unklar, ob solche Mischwälder der Trockenheit weiterhin standhalten können, sollten die trockenen Hitzesommer in Zukunft zur Regel werden.
Zum Abschluss des Waldbegangs warf die Gruppe noch einen Blick auf einen kleinen Fichtenwald im Privateigentum, in dem Borkenkäfer rund 15 Bäume zum Absterben gebracht haben. Vor allem im privaten Waldbesitz kann eine finanzielle Nothilfe des Landes bei der notwendigen Bekämpfung und Beseitigung der klimabedingten Waldschäden helfen.